Nach zwei Jahren Pandemie scheint der Alltag für uns alle immer mehr zur Normalität überzugehen. Geschäfte und Gastronomie haben geöffnet, die Maskenpflicht fällt überwiegend weg und auch die Universität bietet wieder Präsenzveranstaltungen an. Mittlerweile ist es sogar wieder möglich, Vorlesungen und Seminare ohne Maske zu besuchen. Doch wie gut funktioniert dieser Weg zurück zu sozialen Kontakten und dem „normalen“ Leben für uns Studierende?

Nach drei Online-Semestern an der JLU ist das laufende Semester mein erstes, das überwiegend in Präsenzlehre stattfindet. Diese Umstellung ist ein Thema, das uns alle ein Stück weit beschäftigt. Viele sind, genau wie ich, zu einer Zeit nach Gießen gezogen, in der es schwierig war, richtig in einer neuen Stadt anzukommen. Oft beschränkten sich soziale Kontakte auf die Familie, enge Freunde und Mitbewohner. Da ist es schon eine Umstellung, wenn man auf einmal mit den Kommilitonen im Hörsaal oder Seminarraum sitzt und nicht nur auf graue Kacheln starrt, sondern sogar die maskenfreien Gesichter anderer Studierender sieht. Es geht wieder darum, miteinander zu reden, zusammenzuarbeiten und dabei am besten auch noch Freundschaften aufzubauen. 

Möglichkeiten dafür sind unter anderem Freizeitangebote an der JLU. 

Darüber hinaus braucht es trotzdem manchmal etwas Mut, aus sich herauszukommen und auf andere zuzugehen. Wer vor der Pandemie bereits eher introvertiert war, hatte in den letzten zwei Jahren nur wenig Gelegenheiten aus sich herauszukommen und hat den Kontaktaufbau mit neuen Menschen möglicherweise sogar ein Stück weit verlernt. Doch auch für diejenigen unter uns, die vor Corona gerne unter Menschen waren, ist die Umstellung spürbar. So haben sich doch die meisten von uns mehr oder weniger mit einer Situation abgefunden, in der es normal war, zu so wenig Menschen wie möglich Kontakt zu haben.

Jetzt, wo selbst an der Uni keine Maskenpflicht mehr herrscht, merke ich umso mehr, wie anders das Unileben nun abläuft. In Gruppenarbeiten wird auf einmal viel mehr miteinander geredet und viele Studierende sind sichtlich offener, jetzt wo sie das ganze Gesicht ihres Gegenübers sehen können. Außerdem finden wir nach und nach wieder zum gemeinsamen Arbeiten zurück und können unsere „Einzelkämpfermentalität“ ablegen, ohne die wir die letzten Semester wohl kaum überstanden hätten.

Auch wenn der Wechsel von Online- zu Präsenzlehre eine Herausforderung darstellen kann, beobachte ich täglich, dass das Leben wieder zu mehr Miteinander und sozialen Kontakten übergeht. Wir Studierende haben gezeigt, dass wir während einer Pandemie anpassungsfähig sind und das Studium auch im „Alleingang“ bewältigen können. Dennoch ist es schön zu sehen, dass dies kein Dauerzustand sein muss, schließlich zeichnet sich das Studium auch durch Zusammenarbeit und soziale Interaktionen aus.

Am Ende hoffe ich, dass das Uni-Leben mit Präsenzlehre und Freizeitangeboten auch nach dem Sommer bestehen bleiben kann. Ich wünsche uns allen, dass wir nicht noch einmal zurück an unsere Schreibtische verbannt werden und dort wieder nur gesichtslose, graue Kacheln zu sehen bekommen.

Noa Christina Pötter
Letzte Artikel von Noa Christina Pötter (Alle anzeigen)