Das Dönerdreieck gilt in Gießen beinahe als Sehenswürdigkeit. Nicht selten wird auf WG-gesucht dafür geworben, dass das Dönerdreieck direkt um die Ecke wäre und dass dort jede Party enden würde. Der Mittelpunkt für mitternächtlich kulinarische Versorgung hat Kultstatus unter Studierenden in Gießen.
Wir haben uns für euch angeschaut, ob neben den traditionellen Angeboten mit Fleisch auch gute vegane und vegetarische Alternativen zu finden sind, die Jahr für Jahr immer beliebter werden.
Neben dem Geschmack haben wir auch das weitere vegetarische und vegane Angebot, das Ambiente und das Preis-Leistungs-Verhältnis getestet.
Megatandur – Annika

Wenn das Dönerdreieck in Gießen das Zentrum für Dönerliebhaber ist, so ist der Asterweg das Epizentrum. Hier tummeln sich Döner King, Keyf-i Mangal und Megatandur in einer Straße. Letzterer versteckt sich links neben der viel bekannteren Bar Enjoy. Von außen sieht der Imbiss mit der grafitgrauen Fassade, den mit Bildern von Dönern zugeklebten Fenstern und den eng an das Gebäude geschmiegten, kleinen Außentischen nicht sonderlich einladend aus.
Links ist ein geöffnetes Fenster, durch das man auch von draußen bestellen und sich quasi einen Döner im Vorbeigehen holen kann. Ich gehe jedoch rein. In dem kleinen Innenraum essen mehrere Männer an gepflegten Tischen seelenruhig ihr Mittagsessen. Hinter der Theke laufen drei Mitarbeiter zwischen Dönerspieß und Steinofen umher und dutzende Teiglinge für Fladenbrottaschen liegen auf der Arbeitsfläche aus. Es läuft Radio – etwas zu laut für meinen Geschmack – und an den Wänden hängen verblasste Bilder. Am meisten sticht jedoch der naturgroße Plastikbaum ins Auge, der die Mitte des Raumes ausfüllt. An sich ganz gemütlich, aber nichts, wo ich mit Freunden gezielt hingehen würde, um drinnen zu essen.
Vegane Döner stehen nicht auf der Speisekarte, aber das Personal ist superfreundlich, offen für Sonderwünsche und stellt mir einen Döner mit Grillgemüse und Falafel-Füllung zusammen. Die einzige vegane Soße ist nicht selbstgemacht und eine Art Mayonnaise, alternativ hätte es vegetarisch hausgemachte Joghurt- oder Knoblauchsoße gegeben. An vegetarischem Angebot gibt es außerdem Falafel- und Käse-Taschen (hier Sandwich genannt), verschiedene Pide mit Käse, Spinat und Ei, gemischte Salate und ein knusprige Steinofenpizzen, um nur ein paar zu nennen. Grundsätzlich gibt es auf der 170 Gerichte fassenden Karte nahezu alles, auch Suppen, Schnitzel, Süßspeisen und so ziemlich jede türkische Spezialität. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand hier nicht fündig wird.
Mein Spezial-Döner wird kurz im Ofen aufgewärmt und ist nach nur fünf Minuten fertig – Kostenpunkt 6€. Als ich gehe, winkt man mir draußen durch das Fenster zu. Die Dönertasche ist gut gefüllt und macht definitiv satt. Für meinen Geschmack ist etwas zu viel Salat und Krautsalat drin, außerdem ist der Döner etwas zwiebellastig. Die vegane Soße schmeckt fast nach nichts und insgesamt könnte der Döner etwas schärfer und würziger sein. Das Grillgemüse mit Kartoffelscheiben, Auberginen, Paprika und Süßkartoffel gefällt mir hingegen sehr gut, auch wenn es stellenweise etwas länger hätte garen können, am besten sind aber die Falafel, die einfach perfekt gewürzt sind.
Fazit: Insgesamt bekommt man bei Megatandur einen soliden, leckeren und schnellen Döner, der satt macht, aber es ist meiner Ansicht nach nicht der beste Döner im Dönerdreieck. Insbesondere an veganen Optionen krankt es – da spürt man ganz klar, dass der Imbiss nicht auf solche Kundschaft ausgerichtet ist, wenn man aber kreativ mit der riesigen bestehenden Speisekarte ist und sagt, was man essen möchte, bekommt man das auch.
Ein Plus-Punkt: Sehr leckere Falafel und gutes Grillgemüse, schneller und netter Service.
Ein Minus-Punkt: keine veganen Gerichte auf der Karte, etwas viel Salat und viele Zwiebeln. – Preis: 6€ – Bewertung: 6/10 Punkte
Dönerking – Wintana

In der Nähe des Kirchplatzes habe ich – im sogenannten Dönerdreieck – den Dönerking probiert. Auf den ersten Blick fällt der kleine Laden, direkt neben dem Keyf-i Mangal, vor allem durch seine Holzfassade und orangene Einrichtung auf. Probiert habe ich den Döner mit Weichkäse zum Mitnehmen für 4,50 €. Alternativ kann man den Döner mit Kalb-, Hähnchenfleisch oder vegetarisch/vegan mit Falafel bestellen. Wenn man vor Ort essen will, gibt es in und vor dem Laden ein paar Tische, an die man sich setzen kann. Für die Beilagen kann aus einer überschaubaren aber ausreichenden Auswahl (Eisbergsalat, Krautsalat, Tomaten, Gurken und Zwiebeln), sowie sechs verschiedenen Soßen (Knoblauch, Cocktail, Joghurt, Curry, Humus etc.) gewählt werden. Ich habe mich für eine Mischung aus Joghurt und Knoblauchsoße entschieden.
Geschmacklich ist an dem Döner nichts auszusetzen. Ein Plus-Punkt ist, dass man durch das knusprig getoastete Brot, dem Käse und dem Salat verschiedene Konsistenzen hat, die gut harmonieren. Im Allgemeinen finde ich, sollte man die Soße auf dem Brot verteilen und nicht am Ende obendrauf. Bei den ersten Bissen hat man nämlich nur Soße und am Ende nur Brot. Als vegetarische Alternative finde ich den Döner mit Falafel besser als mit Weichkäse.
Fazit: Insgesamt war der Service schnell, der Laden gepflegt und der Döner lecker. Ich würde dem Weichkäse Döner 7 von 10 Punkten geben und ihn weiterempfehlen.
Ein Plus-Punkt: Der Döner ist nicht zu vollgepackt
Ein Minus-Punkt: Die Soße ist ungleichmäßig auf dem Döner verteilt – Preis: ab 4,50 € – Bewertung: 7/10 Punkte
Reynabi Döner – Annika und Lena


Reynabi Döner hat in Gießen fast schon Kultstatus. Wenn wir Freunde fragen, wo man den besten Döner in Gießen bekommt, hören wir oft Reynabi sei der Beste – aber leider auch der teuerste. Es gibt zwei Standorte, einen in der Grünbergerstraße auf ungefährer Höhe des Sportcampus am Kugelberg und einen etwas versteckt hinter dem Späti in der Dammstraße. Wir wollten wissen, ob Reynabi seinem Ruf gerecht wird und ob wir hier den besten veganen Döner im Dönerdreieck finden können, daher haben Lena und Annika die Döner für euch im Standort Dammstraße getestet.
Es sieht einladend aus, wenn man in den Hinterhof zu Reynabi einbiegt – Sitzbänke und Tische stehen auf einer Terrasse unter einem Sonnenschirm in Grüppchen zusammen und unübersehbar lächeln einem auf einem riesigem Wandgraffiti Frida Kahlo und Nelson Mandela entgegen. Auch drinnen ist es gemütlich mit den Sitzbänken, Sofas und einem alten Grammofonschrank. Das Ambiente liegt irgendwo zwischen Studentenbude und Kneipe. Es gibt viele Sitzmöglichkeiten, ein paar auch etwas versteckt in einem Nebenraum, wo man sich ungestörter unterhalten kann. Die Speisekarte ist leider unübersichtlich. Wir fragen nach veganen Dönern und das Personal nennt drei Optionen: Den „Bären-Döner“ mit Grillgemüse-Füllung für 6,50€, den „Falafel-Döner“ für ebenfalls 6,50€ und den „Seitan-Döner“ für 9,50€. Alternativ kann man den Döner auch vegetarisch mit Feta und Schafskäse befüllen lassen. Alle Zutaten für die Döner vom Brot, über den Seitan bis zum Hummus werden selbst zubereitet und sind aus möglichst regionalen und saisonalen Zutaten. Neben Dönern gibt es auch viele andere Gerichte wie Lahmacun, Dürüm, Falafel-Taschen und vieles mehr – das übliche Döner-Imbiss Ensemble eben. Wir bestellen zwei Döner, Lena den Seitan-Döner und Annika den Falafel-Döner. Das Brot ist wahnsinnig knusprig, die Falafel und die frischen Zutaten schmecken gut. Annika findet, dass etwas zu wenig Soße im Döner ist und die Würze fehlt, was daran liegen kann, dass sie Hummus als Soße gewählt hat. Lena schmeckt ihr Döner sehr gut – der Seitan als Alternative zu Fleisch überzeugt, ebenso wie die Knoblauchsoße. Annika vergibt für Geschmack 8/10 Punkten, Lena 9/10.
Fazit: Natürlich sind 6,50€-9,50€ für einen Döner schon etwas happig, geschmacklich und vom Ambiente liegt das Essen aber über dem Imbiss-Niveau. Reynabi ist sicher die beste Wahl, wenn man sich gelegentlich einen guten Döner gönnen und vor allem etwas länger vor Ort sitzen und mit Freunden plaudern will.
Ein Plus-Punkt: Alle Zutaten werden selbst gemacht und schmecken frisch, insb. das Brot, die Mitarbeitenden waren sehr engagiert und freundlich
Ein Minus-Punkt: etwas unübersichtliche Speisekarte vor Ort, online ist sie allerdings auch zu finden. – Preis: 6,50-9,50€ pro Döner – Bewertung: 9/10 Punkte
Keyf-i Mangal – Lina und Leslie

Im Unterschied zu den anderen Dönergeschäften ist Keyf-i Mangal ein richtiges Restaurant und es gibt hier nicht nur Döner, sondern auch viele andere leckere Gerichte. Aber nun zum Döner:
Als wir reinkommen, begrüßt uns ein freundliches Gesicht, das schnell unsere Bestellung entgegen nimmt. Wir bestellen zweimal einen vegetarischen Döner mit Grillgemüse und Joghurtsauce. Das Grillgemüse liegt nicht in der normalen Dönertheke aus und ist eigentlich für andere Gerichte gedacht, aber auf Nachfrage kann man es problemlos zu den Dönern bekommen. Ob warm oder kalt kann man selbst entscheiden.
Als weitere vegetarische Alternativen stehen Falafel oder Schafskäse zur Auswahl, als vegane Saucenoption hätte es eine Art Granatapfelsoße oder Hummus gegeben. Sonst wie üblich Joghurt- oder Knoblauchsauce. Wir setzen uns an einen Tisch in der Nähe des Eingangs und müssen nur kurz auf unsere Döner warten. Der Döner ist groß und gut gefühlt, das Brot ist knusprig und selbst gemacht. Der Krautsalat ist knackig und frisch. Auf den ersten Blick sieht es bei unseren Dönern nach zu wenig Sauce aus, aber beim Essen steht schnell fest, dass es genau die richtige Menge ist. Das Grillgemüse besteht aus Aubergine, Zucchini, Zwiebeln, Paprika und Pilzen und ist auch noch mal extra eingelegt. Ansonsten ist auf dem Döner – bis auf die Salatgurke – das Übliche zu finden: Salat, Zwiebeln, und Tomate. Leider gibt es keine Servietten am Tisch – aber als ein Mitarbeiter merkt, dass wir mit unserer Dönersauce kämpfen, bringt er uns ungefragt welche. Für Schüler:innen und Student:innen kostet der Döner außerdem nur 4,50€. Keyf-i Mangal ist ein großes Lokal mit vielen Sitzmöglichkeiten – drinnen und draußen – sowie der ToGo Möglichkeit. Das Ambiente ist orientalisch angehaucht, aber nicht überladen. Samtstühle und -bänke und orientalische Lampen aus Metall sowie Blumen auf dem Tisch schaffen eine gemütliche Atmosphäre. Die Musik ist nicht zu laut und nicht zu leise, so dass man sich gut unterhalten kann. Außerdem sehr angenehm: die sauberen Toiletten. Nach dem Essen bekommt man den typischen Chai. Wir haben zusätzlich noch Baclava geschenkt bekommen. Insgesamt haben wir uns sehr wohlgefühlt, das Personal ist sehr nett und aufmerksam und das Essen sehr lecker.
Ein Plus-Punkt: zuvor kommender Service. Vergünstigte Döner für Schüler und Studenten – Ein Minus-Punkt: keine Servietten am Tisch.
Fazit: Bei den Gesamtnoten waren wir uns nicht ganz einig, Leslie vergibt 9 von 10 und Lina 7 von 10 Punkten. Wir würden den Döner hier aber beide weiterempfehlen.
Döner Bra – Lena

Direkt im Herzen des Dönerdreiecks befindet sich der Dönerladen Döner Bra mit angrenzendem Späti. Als ich das Geschäft betrete, sind noch einige Leute vor mir in der Schlange, trotzdem wird meine Bestellung sofort aufgenommen. Nach einem kurzen Blick zur Theke sehe ich, dass dort extra auf das vegane Angebot hingewiesen wird. Der Döner wird mit Seitan und dem üblichen frischem Gemüsesortiment aus Salat, Zwiebeln, Rotkohl usw. serviert und kostet nur 5 Euro, was mich sehr positiv überrascht. Dazu kann ich aus drei veganen Soßen auswählen und entscheide mich für die Hummus-Soße.
An vegetarischen Optionen gibt es außerdem Sandwiches und Dürüm mit Falafel, Käse oder gebratenem Gemüse sowie mehrere vegetarische Pide. Auch diese Angebote sind klar auf der Karte gekennzeichnet und können sicherlich auch als vegetarischer Döner gekauft werden. Das Ambiente ist nicht besonders gemütlich. Auch der Standort direkt in der Fußgängerzone verstärkt diesen Eindruck. Ich persönlich finde, dass es nicht dazu einlädt, den Döner vor Ort zu essen. Dafür ist das Personal sehr freundlich und hilfsbereit. Ein großer Pluspunkt ist ebenfalls, dass man im angrenzenden Späti ab 10 Euro mit Karte zahlen kann und nebenbei die Möglichkeit hat, sich mit Getränken und Sonstigem einzudecken, das zu Hause fehlen könnte, wenn schon alles andere geschlossen ist. Der Döner überzeugt geschmacklich. Die Zutaten sind alle frisch und knackig, der Hummus ist gut im Döner verteilt und der Seitan schmeckt auch ganz lecker, obwohl es nicht die beste Fleischalternative ist, die ich bisher probiert habe.
Fazit: Döner Bra ist eine gute Option, wenn man abends einen schnellen und zuverlässigen Ort braucht, um sich noch einen Döner zu holen.
Ein Plus-Punkt: Klar gekennzeichnete und vielfältige vegane und vegetarische Optionen, die preislich sehr gut bezahlbar sind, sehr nette Mitarbeitende, weiteres Sortiment, wie Getränke oder Snacks.
Ein Minus-Punkt: die Einrichtung ist ein wenig fade. – Preis: 5 € – Bewertung: 6-7/10 Punkte
Turhan
Der Dönerladen Turhan gehört selbstverständlich ebenfalls zum Dönerdreieck. Da wir ein kleines Team sind, hat nur die Zeit gefehlt, um dort einen Döner essen zu gehen. Auf der Speisekarte lässt sich aber ebenfalls eine Vielzahl an vegetarischen Gerichten finden, die sichtbar über der Theke gekennzeichnet sind. Döner können nach Wunsch mit Käse oder Falafel bestellt werden. Der Preis liegt hier bei ungefähr 4 €.
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